Kriminalpolizist

Beschäftigte (M/W)

Männlich & Weiblich

Ausbildungsdauer (Monate)

48

Schulabschluss (Klassen)

12

Diesen Teil der Arbeit nennt man Daktyloskopie, das Verfahren zur Personenidentifizierung mit Hilfe von Papillarlinien an Fingerabdrücken oder Handabdrücken1. März 1971, Deutsche Volkspolizei, DDR. Quelle: © Bundesarchiv / ADN-Zentralbild Heinz Junge

Eigenschaften des Berufes

Kreativität

Kommunikation

Bewegung

Soziales

Gehalt

Politik

„Kriminalpolizeiliche Arbeit ist politische Arbeit“   

Kriminalpolizisten und alle, die an der Aufklärung von Verbrechen beteiligt waren, hatten in der DDR gut zu tun, denn auch im sozialistischen „Arbeiter- und Bauernstaat“ gab es menschliche Fehltritte. Verbrechen der international organisierten Kriminalität wie Drogenhandel, Menschenhandel, Waffendelikte spielten zwar kaum eine Rolle und kamen deshalb nicht in die Statistik, aber alles andere fand statt. Sehr selten gab es Banküberfälle. Wirtschaftsdelikte gab es durchaus. Meist waren dann Verantwortungsträger bis in Spitzenämter involviert.Sexualdelikte hielten sich in Grenzen. Häusliche Gewalt und Körperverletzung unterschiedlichster Art kamen sehr häufig vor. Rowdytum, meist in der Gruppe, war ein großes Kriminalitätsproblem der DDR, unter anderem auch, weil dieser Paragraf - auch Gummi-Paragraf genannt, weil viele angebliche und tatsächliche Delikte mit ihm begründet werden konnten - in vielen Fällen angewendet wurde, um politisch unliebsame Menschen (meist Jugendliche) zu bestrafen.

Am häufigsten tauchen Eigentumsdelikte wie Einbrüche, Diebstähle und Betrug in der Kriminalitätsstatistik auf. Die Aufklärungsquote lag in der gut überwachten DDR bei 60%.

Schwere Verbrechen wie Mord und Totschlag wurden nur gelegentlich öffentlich gemacht. Nicht selten hört man deshalb heute von ehemaligen DDR-Bürgern den erstaunten Satz: „Das gab es früher nicht!“

Die Zahl der Straftaten war im Süden der DDR am geringsten und nahm in Richtung Norden bis zur Küste stetig zu. Im Norden des Landes wurden mehr Gewalttaten ausgeführt, im Süden mehr Betrugsdelikte. Und für die Aufklärung dieser Verbrechen war die Kriminalpolizei da. Kriminalpolizisten arbeiteten deshalb zu unterschiedlichsten Zeiten. Bei Personenfahndungen rund um die Uhr, bis die Verdächtigen gefunden wurden, die ganze Nacht, wenn Personen oder Objekte zu beschatten bzw. zu beobachten waren. Und natürlich mussten an den Tatorten Spuren und Material gesichert werden, das später im Labor untersucht und ausgewertet wurde. Auf jeden Fall war Kriminalpolizist ein abwechslungsreicher Beruf .

„Jede Aufklärung einer Straftat stärkt den Aufbau des Sozialismus“  


Bernd Wagner, 1976 – 1992 Kriminalpolizist in der DDR und der BRD   

Fährtenhunde waren ein fester Bestandteil bei der kriminalpolizeilichen Arbeit. Für ihren Transport wurden auch die Dienstfahrtzeuge angepasst. 30.12.1988, Hoyerswerda, DDR Quelle: © Bundesarchiv / ADN-Zentralbild Rainer Weisflog

Kriterien des Berufs

Einstellungsvoraussetzungen

Für ein Studium der Kriminalistik an der Humboldt-Universität in Berlin war in jedem Fall das Abitur notwendig. Dieses Studium befähigte zum Einstieg in die höhere Laufbahn. Eine andere Möglichkeit war das Studium an der Hochschule der Deutschen Volkspolizei. Sofern man kein Abitur oder keine Berufsausbildung mit Abitur hatte, konnte man hier studieren, wenn man den Abschluss einer Offiziers- bzw. Fachschule des Ministeriums des Innern und mehrjährige einschlägige Berufspraxis vorweisen konnte. Außerdem musste man fachlich und charakterlich geeignet sein. Besonders wichtig war die Treue zu Staat und Partei, die u.a. durch eine Mitgliedschaft in der Einheitspartei SED zu beweisen war. Für die Zulassung zu diesem Studium musste eine Eignungsprüfung in Form eines einjährigen berufsbegleitenden Vorbereitungsprogramms absolviert werden.

Kinderbuch mit farbigen Pappeinband. Das Buch wurde 1985 von Rainer Crummenerl verfasst und vom Kinderbuchverlag der DDR herausgegeben. Es besitzt 80 Seiten mit mehreren farbigem Abbildungen und ist ein kleines Lexikon für Kinder zur Einführung in verschiedene Wissensgebiete der Kriminalpolizei.
Quelle: © DDR Museum
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Arbeitsfelder

Die Kriminalpolizei war ein Dienstzweig der Deutschen Volkspolizei (DVP). Ihr oberstes Organ war die Hauptabteilung Kriminalpolizei (Hauptabteilung K) im Ministerium des Innern. Ihm unterstanden die Abteilungen Kriminalpolizei in den Bezirksbehörden, den Volkspolizeikreisämtern, den Volkspolizeiämtern in den Städten und Dörfern, der Transportpolizei und im Präsidium der Deutschen Volkspolizei in Berlin.

Die Hauptabteilung K arbeitete eng mit dem Ministerium für Staatssicherheit, der Abteilung Sicherheit des Zentralkomitees (ZK) der SED, dem Ministerrat der DDR, dem Generalstaatsanwalt, dem Ministerium der Justiz und dem Zentralrat der Freien Deutschen Jugend (FDJ) zusammen.

Kriminalpolizisten waren in mehreren Arbeitsfeldern aktiv. Zum einen galt es, zukünftige Straftaten zu verhindern und präventive Maßnahmen zu entwickeln sowie die Bevölkerung aufzuklären. Wichtigster Arbeitsbereich war die Aufklärung von Straftaten. Dazu gehörten die „klassischen“ Tätigkeiten wie Befragungen von Personen, die sich zur Tatzeit am Tatort oder in unmittelbarer Nähe befunden hatten, Vernehmungen und Anordnungen von Laboruntersuchungen, deren Ergebnisse wie Puzzleteile zusammengefügt werden mussten, in der Hoffnung, ein konkretes Bild vom Tathergang erstellen zu können. Für umfangreiche Fälle wurden Sonderkommissionen gegründet. Und es gab Spezialisten für die Spurensicherung und in den Laboren, die Fußabdrücke, Fingerabdrücke und viele weitere Spuren korrekt ein – oder zuordnen und damit Hinweise auf mögliche Täter oder Tatverläufe geben konnten. Die Kriminalpolizei der DDR arbeitete bei der Aufklärung von Verbrechen eng mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zusammen, vor allem bei DDR-Bürgern, die versucht hatten, über die innerdeutsche Grenze zu flüchten oder auch bei fahnenflüchtigen Sowjetsoldaten. Häufig wurde dann der Fall komplett vom MfS übernommen. In Fällen, die als politisch heikel galten, übernahm die Staatssicherheit die Ermittlungen ebenso, so z.B. im Juli 1984, als ein Unteroffizier der Nationalen Volksarmee als Serientäter verhaftet wurde. Die Kriminalpolizei erfuhr über die Ermittlungsergebnisse dann nur noch das Nötigste, ebenso wie die Angehörigen der Opfer.

Seit Ende 1964 gliederte sich die Kriminalpolizei inhaltlich nicht mehr nach den Objekten der Straftaten, sondern nach Ermittlungsmethoden und der Schwere der Straftaten. Verschiedenen Arbeitsgebieten waren die Bearbeitung unterschiedlich schwerer Straftaten zugeordnet. Das Arbeitsgebiet VII z.B. war seit 1966 für Jugendkriminalität zuständig.

Der Kriminaltechniker ist der Erste, der den Tatort betritt, um mit der Spurensuche und deren Sicherung zu beginnen. 15.8.1979, Bezirk Rostock, DDR.
Quelle: © Bundesarchiv / ADN-Zentralbild Jürgen Sindermann
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Aus- und Weiterbildung / Karriere

Sowohl die Ursachenforschung (Kriminologie) als auch die Aufklärung krimineller Handlungen (Kriminalistik ) waren „fester Bestandteil der DDR-Diktatur“. Sie galten als eigenständige Wissenschaften mit marxistisch-leninistischem Hintergrund und dienten der Partei und dem Staat. Es gab zwei Möglichkeiten Kriminalpolizist zu werden: ein vierjähriges Studium an der Humboldt-Universität in Berlin oder ein zweijähriges Direkt- bzw. vierjähriges Fernstudium an der Hochschule der Deutschen Volkspolizei.

Das Studium am Institut für Kriminalistik (ab 1964 Sektion für Kriminalistik) der Juristischen Fakultät an der Humboldt-Universität wurde mit einem Diplom abgeschlossen und befähigte für die höhere Laufbahn. In den 1980er Jahren mussten während dieses Studiums folgende Fächer belegt werden: Marxismus-Leninismus, Theorie des Staates und des Rechts, Strafrecht mit Kriminologie, Psychologie für Kriminalisten, allgemeine Theorie und Methodologie der Kriminalistik, naturwissenschaftlichtechnische Kriminalistik, Kriminaltaktik einschließlich Vernehmungslehre, Spezielle Kriminalistik sowie weitere Spezialkurse. Mitte der 1970er Jahre wurde das Grundstudium um die Fächer Kybernetik, Mathematik, Statistik und Elektronische Datenverarbeitung (EDV) erweitert. Während der Ausbildung musste ein dreimonatiges Berufspraktikum in Dienststellen der Kriminalpolizei in Berlin oder der Zollhauptverwaltung absolviert werden. Praktische Übungen in der Kriminaltechnik (Fotografie, Trassologie = die Lehre der Formspuren, Daktyloskopie= Verfahren zur Personenidentifizierung mittels Fingerabdrücken) und Kriminaltaktik (Aufnahme von Anzeigen, Tatortarbeit, Fahndung/Festnahme, Untersuchung von sogenannten Brennpunkten bei Serienstraftaten etc.), Trainingsverfahren zur persönlichen Handlungskompetenz, insbesondere zur Gesprächsführung, Erweiterung der mathematischen Kenntnisse und Informatik sowie Umweltkriminalistik gehörten ebenfalls dazu.

Zum zweijährigen Direkt- oder vierjährigen Fernstudium in der Ausbildungsrichtung Kriminalpolizei an der Hochschule der Deutschen Volkspolizei wurde man von den Bezirksbehörden der Volkspolizei delegiert, d.h. man musste vorher bereits im Polizeidienst gearbeitet haben. Das Grundstudium bestand hier aus Lehrveranstaltungen in Politischer Ökonomie, Dialektischem und Historischem Materialismus, Staats- und Rechtstheorie, Staatsrecht, Strafrecht, aus ausgewählten kriminalistischen Fächern, mathematischer Logik und einer psychologischen Grundausbildung. Im anschließenden Fachstudium wurde die juristische und kriminalistische Ausbildung vertieft, ergänzt durch Vorlesungen in forensischer Medizin und forensischer Psychiatrie. Ein Praktikum gehörte auch dazu. Abgeschlossen wurde das Studium mit einem Spezialstudium (spezielle Probleme der Kriminalistik, Expertenausbildung).

Für Menschen, die bereits in entsprechenden Berufen arbeiteten, also Staats- und Rechtsanwälte sowie Richter und Kriminalisten, bestand seit 1959 die Möglichkeit, ein kriminalistisches Abendstudium an der Universität in Leipzig zu absolvieren, um ihre Ausbildung zu ergänzen.

Außerdem wurden Weiterbildungslehrgänge zur Landesverteidigung für Führungskräfte im Rhythmus von vier bis fünf Jahren angeboten.

Wollte man im wissenschaftlichen Bereich bleiben und kriminologische Forschungen betreiben, konnte man auch promovieren und habilitieren.

Ausbildung und Schulung bei der Volkspolizei. Zur Ausbildung der Kriminalpolizei gehört die Vermittlung anwendungsbereiten Wissens und Könnens in der Kriminaltechnik. März 1971, Deutsche Volkspolizei, DDR.
Quelle: © Bundesarchiv / ADN-Zentralbild Heinz Junge  
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Gehalt & Bedeutung für die Volkswirtschaft

Die Propagandisten der SED verbreiteten die Auffassung, dass der Sozialismus weniger Kriminelle hervorbringe als der Kapitalismus. In der DDR suchte man demzufolge vergeblich nach verlässlichen Kriminalstatistiken. Schon sehr früh wurde auf höchster Ebene beschlossen, derartige Daten zwar zu erfassen, diese jedoch nur intern zu nutzen. Die Teile der Kriminalstatistik, die durch die zuständigen Behörden im Statistischen Jahrbuch der DDR veröffentlicht wurden, hatten teilweise „Veröffentlichungsaussetzer“. Das bedeutet, als heikel eingestufte Informationen wurden schlicht verschwiegen. Ab ca. 1985 nahm der ideologische Einfluss der Regierung auf die Kriminalistik und die Kriminologie zwar ab, doch die Kluft zwischen den ideologischen Ansprüchen des „real existierenden Sozialismus“ – dem konkurrierenden kapitalistischen System zu beweisen, dass die Menschen im Sozialismus weniger straffällig werden – und der täglichen realen Kriminalitätsbekämpfung wurde immer größer.

Der normale Kriminalist, Leutnant bis Hauptmann der Kriminalpolizei, verdiente etwa so viel wie ein Ingenieur in der Wirtschaft. Gestaffelt nach Dienststellung, Dienstgrad und Dienstalter. Es gab Zulagen wie Bewegungs- und Kleidergeld.

Der Alexanderplatz war ein zentraler Treffpunkt der Teilnehmer der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten. Die Überwachung des Alexanderplatzes erfolgte durch die Kriminalpolizei. Hier im Bild eine Überwachungsanlage auf dem Dach des Hauses des Lehrers und ein Techniker an einer Fernsehkamera mit Teleobjektiv.August 1973, Ost-Berlin.
Quelle: © Bundesarchiv / ADN-Zentralbild Heinz Junge  
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Transformation

Die DDR-Kriminalpolizei, als Teil der Deutschen Volkspolizei (DVP), wurde im Zuge der deutschen Wiedervereinigung 1990 schrittweise in die Strukturen der Bundesrepublik überführt. Diese Umstrukturierung war Teil des Beitritts der DDR zur BRD, der nach Art. 23 des Grundgesetzes geregelt wurde. In diesem Artikel wurde der Geltungsbereich des Grundgesetzes festgelegt. Er galt für die Bundesländer, die 1949 zur neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland gehörten. Aber damals schon wurde hinzugefügt, dass Bundesländer, die später hinzukommen würden, die Möglichkeit haben, dieses Grundgesetz zu übernehmen. Dies geschah 1990 mit der Wiedervereinigung. Die Hoheit über die Polizei wurde auf die neuen Bundesländer übertragen. Die Kriminalpolizei der DDR hatte eng mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zusammengearbeitet, insbesondere die sogenannte Abteilung K1, eine Sonderabteilung, die vor allem Verbrechen gegen den Staat aufdecken sollte und dabei mit ähnlichen Methoden wie das MfS arbeitete, u.a. auch mit Inoffiziellen Mitarbeitern (zivile Spitzel, die als Informanten für das MfS tätig waren). Deshalb wurden die Kriminalpolizisten der ehemaligen DDR besonderen Überprüfungen unterzogen, die klären mussten, ob sie für die Stasi tätig gewesen oder anderweitig in das Repressionssystem der DDR verstrickt waren. Nicht alle Angehörige der Volkspolizei konnten aus diesem Grund in den westdeutschen Polizeidienst übernommen werden.

Die Überwachungstechnologien der DDR-Kriminalpolizei, die in den 1980er Jahren als hochentwickelt galten, wurden teilweise übernommen oder außer Dienst gestellt.

In der ehemals geteilten Stadt Berlin ging man nach der Wiedervereinigung einen besonderen Weg, um die Akzeptanz der neuen Situation unter den West- und Ost-Berliner Polizisten zu fördern. Ab dem 1. Oktober 1990 wechselten 1.824 Schutzpolizisten und 546 Kriminalpolizisten aus West-Berlin in eine Dienststelle im Ostteil der Stadt. Im Gegenzug arbeiteten ab dann 3.531 ehemalige Volkspolizisten, darunter 935 Kriminalpolizisten in West-Berlin. Selbstverständlich wurde dazu niemand gezwungen, es galt das Prinzip der Freiwilligkeit.

Grundsätzlich blieb die enge Verflechtung von Volkspolizei und Staatssicherheit auch nach der Wiedervereinigung lange ein Problem, das immer wieder zu Diskussionen über die Bewältigung der DDR-Vergangenheit in den Sicherheitsbehörden führte.

Die Arbeit eines Kriminaltechnikers blieb dieselbe, auch nach der Wiedervereinigung. Hier ein Kriminaltechniker der Deutschen Volkspolizei, der auf Spurenkunde (Trassologie) spezialisiert war. Nach der Wiedervereinigung wurden alle vormals bei der Volkspolizei Angestellten überprüft. Erst wenn klar war, dass sie nicht für den Staatssicherheitsdienst der DDR tätig gewesen waren, konnte eine Einstellung bei bundesdeutschen Behörden in Betracht gezogen werden.
Quelle: © Bundesarchiv / ADN-Zentralbild Matthias Hierkel   
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Extra 1

Kreuzworträtselfall

Einer der spektakulärsten Fälle war der sogenannte Kreuzworträtsel-Mordfall, der 1981 in Halle an der Saale für Aufsehen sorgte. In einem Koffer, der im Januar des Jahres an der Bahnstrecke Halle-Leipzig gefunden wurde, entdeckte man die Leiche eines siebenjährigen Jungen aus Halle-Neustadt. Wie Untersuchungen ergaben, war er Opfer eines Sexualdelikts geworden.Ausgestopft war der Koffer mit Zeitungen und Zeitschriften, bei denen die Kreuzworträtsel ausgefüllt waren. Da es keine anderen Spuren gab, sammelte die Kriminalpolizei Schriftproben: 21.000 an der Zahl. Nach Überzeugung der Schriftsachverständigen musste eine Frau mittleren Alters die Rätsel ausgefüllt haben. Über sie gelangte man zum Verlobten der Tochter, der nach vielen Verhören gestand, den Jungen sexuell missbraucht und anschließend getötet zu haben, um die Tat zu verschleiern.

Am Ende des „Kreuzworträtsel-Falls“ stand ein spektakulärer Ermittlungserfolg. Niemals zuvor oder danach wurden in einem solchen Umfang Schriftproben ausgewertet. Weltweit ist das einmalig. Verweigerten Personen eine Schriftprobe, wurde diese mitunter konspirativ beschafft. Aufgrund der besonderen Dringlichkeit wurden die Ermittlungen maßgeblich von den Mitarbeitern der Bezirksverwaltung und der Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit Halle unterstützt. Ein derart umfassendes polizeiliches Vorgehen wäre unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten in der Bundesrepublik Deutschland nicht zulässig gewesen und konnte so nur in einem System funktionieren, das seine Macht erhielt durch die enge Verflechtung von Polizei, Staatspartei und Geheimdienst, die keiner echten parlamentarischen Kontrolle unterlagen.

Der Kreuzworträtselfall gilt als der Kriminalfall mit der weltweit umfassendsten Auswertung von Schriftproben. Zu den gesammelten Schriftproben zogen die Ermittler auch mehrere Hunderttausende archivierte Schriftproben heran, bspw. von Ausweisanträgen. Viele davon wurden freiwillig abgegeben, sehr viele wurden aus dem Altpapier gefischt und wer sich weigerte, eine Schriftprobe abzugeben, von dem wurde sie sich konspirativ beschafft.
Quelle: Der Kreuzworträtselmörder, Kai Mayer
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Extra 2

Modefotografie

1971 lief – als Gegenentwurf zum westdeutschen „Tatort“ – der erste „Polizeiruf 110“ im DDR-Fernsehen. Schnell wurde er beim Publikum als echte Alternative zu der (auch im Osten bekannten) „Tatort“-Reihe im ostdeutschen Fernsehprogramm angesehen und beliebt. Inhaltlich waren die Folgen ein gewisser Balanceakt, denn eigentlich entsprach die Darstellung von Verbrechen nicht dem ideologisch erwünschten Gesellschaftsbild. Über Raub und Mord durfte nur in einer Weise berichtet werden, dass den Zuschauern das Gefühl vermittelt wurde, in einem stabilen Staat zu leben. Die perfekte Aufklärungsarbeit durch die Deutsche Volkspolizei, die im Film dargestellt wurde, war somit ein Stück weit Propaganda. Trotzdem fand man in diversen Polizeirufen gewisse Tabuthemen wie Alkoholismus, Kindesmissbrauch und Vergewaltigung wieder.Im Unterschied zum westdeutschen „Tatort“ gab es weder feste Ermittlerteams noch feste Orte, an denen diese ermittelten. Auch standen nicht unbedingt Mordfälle im Mittelpunkt, sondern Alltagsdelikte wie Einbruch, Erpressung, Betrug, Diebstahl und Jugendkriminalität.

Für die Sendereihe waren Mitarbeiter der Hauptabteilung K beim Ministerium des Innern der DDR, also der obersten kriminalpolizeilichen Instanz, als Berater tätig.

140 Folgen liefen bis zur Wiedervereinigung im Fernsehen der DDR. Eine spezielle Folge 142 mit dem Titel „Unter Brüdern“ war eine einmalige Crossover-Produktion aus Polizeiruf 110 und dem Duisburger Tatort-Ermittlerduo Schimanski & Thanner und wurde im Oktober 1990 gemeinsam von WDR und dem DFF (Deutscher Fernsehfunk – zwischen 1972 und März 1990 „Fernsehen der DDR“ – war die Fernsehanstalt der DDR und wurde bald nach dieser Produktion abgewickelt) produziert.

Krimi-Dreharbeiten auf dem Parkhaus-Dach des Grand Hotels in Berlin mit den beiden Tatort-Kommissaren „Schimanski“ (Götz George, l.) und „Thanner“ (Eberhard Feik, r). DFF und ZDF arbeiteten an einem „gesamtdeutschen Krimi“ unter der Regie von Helmut Krätzig. 20. Juli 1990, DDR.
Quelle: © Bundesarchiv /ADN-Zentralbild Gabriele Senft  
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Noch mehr Informationen

Alle Quellen zum Beruf sowie eine ausführlichere Beschreibung findet Ihr hier in diesem PDF.
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