Ingo spielte gern in den heruntergekommenen Abbruchhäusern vom Prenzlauer Berg in Ost-Berlin. Das machte wesentlich mehr Spaß als auf den wenig vorhandenen und schlicht ausgestatteten Spielplätzen. Schule schwänzte Ingo mit seinem besten Freund, geklauten Keksen und Kirsch-Whiskey. Tadel beim Fahnenappell zu erhalten und von der Polizei angehalten und mitgenommen zu werden, weil man anders aussah als die anderen, davon konnte Ingo ein Liedsingen. Von den ständigen, sehr brutalen Auseinandersetzungen mit dem Stiefvater auch. Beides war Alltag in seinem Leben. Und das Essen in den zahlreichen Haftanstalten der DDR, die Ingo wegen einer missglückten Republikflucht aushalten musste, war im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen. „Schweinezucht oder Strafvollzug” stand auf den Kartoffelsäcken…
Ingo arbeitet heute beim Film im Bereich Set-Design. Sein Team hat 2023 den Oscar für „Im Westen nichts Neues” gewonnen.
Ingo erzählt sehr detailgenau über die Lebensstationen seiner Jugend. Die meisten dieser Stationen waren hässlich, traurig und auch gefährlich, nur seine Oma gab ihm für kurze Zeit die Geborgenheit, die ein junger Mensch braucht, um innerlich sicher aufzuwachsen. Warum Ingo Auseinandersetzungen mit Autoritäten bis heute ablehnt und warum er nachts Licht anmachen nicht erträgt, erzählt er in den sieben Videos.
30 Jahre nach Erscheinen von “Die Abrechnung”, sein Buch von 1993 über den einfachen Weg in die rechte Szene hinein und den schwierigen Weg da wieder raus, haben wir diese spannende Geschichte endlich als Hörbuch produziert.
#2 Nadja: Niemals Abitur